Um auf die gefährliche Abhängigkeit der Karlsruher Fernwärme von fossiler Industrie aufmerksam zu machen, veranstaltet die Bürger:inneninitiativeWärmewende-Karlsruhe am Dienstag 1.8. eine Fahrradtour zur Erdölraffinerie MiRO.
Der überwiegende Teil Karlsruher Fernwärme hat einen fossilen Ursprung:
Rund 90% der Karlsruher Fernwärme stammt aus industrieller Abwärme und Kraft-Wärme-Kopplung bei der Stromgewinnung [1]. Dies wird von den Stadtwerken als besonders umweltschonend dargestellt, da keine extra Brennstoffe genutzt werden müssen um die Wärme zu erzeugen. Dieser Sachverhalt ist soweit auch korrekt. Allerdings finden in der Diskussion um die Wärmewende die Prozesse und Industrien, in denen die Abwärme anfällt, nur wenig Beachtung.
Genau darin sieht die Arbeitsgruppe Wärmewende Karlsruhe jedoch ein großes Problem. Die hohe Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wird so in der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt.
Hinter der industriellen Abwärme steckt zum größten Teil die Mineralölraffinerie Oberrhein (MiRO), welche aus fossilem Erdöl Produkte wie Benzin und Diesel herstellt. Diese Produkte sollten in einer klimaneutralen Zukunft keine Verwendung mehr finden. Es besteht die Gefahr, dass die damit verbundene Abwärme in Zukunft nicht mehr zur Verfügung steht.
Die Fernwärme aus der Kraft-Wärme-Kopplung des Rheinhafen Dampfkraftwerks macht 34% [2] der Fernwärme in Karlsruhe aus. Nach der Ankündigung der EnBW, 2029 aus der Kohleverstromung auszusteigen [3], ist auch die Quelle dieser Wärmemenge ungewiss.
„Wohin fossile Abhängigkeiten führen, sollte uns der Krieg in der Ukraine und die daraus folgende Energiekrise gezeigt haben. Trotzdem erleben wir hier in Karlsruhe ein „weiter so“ in Bezug auf die Wärmeversorgung durch die Stadtwerke “ mahnt Kolja Bekker, ein Sprecher der Wärmewende-Karlsruhe.
Die Arbeitsgruppe Wärmewende-Karlsruhe fordert deshalb von den Stadtwerken konkrete Planungen wie man sich von dieser Abhängigkeit löst und die Fernwärmeversorgung für die Zukunft CO2-frei gestaltet.
„Wir müssen unbedingt vermeiden, dass der Ausstieg aus der Kohle durch die Verbrennung von möglicherweise sehr teurem Erdgas kompensiert wird. Nur klimaneutrale, lokale Lösungen werden langfristig die bezahlbare Wärmeversorgung sicherstellen.“, ergänzt Bekker.
Um mit interessierten Bürger:innen in Kontakt zu kommen und auf die Forderungen aufmerksam zu machen lädt die Wärmewende-Karlsruhe am Dienstag den 1.8. um 17 Uhr zu einer Fahrradtour vom Marktplatz Karlsruhe zur MiRO ein. Neben einer schönen Feierabend Radtour wird es einen Einblick in die Geschichte der Fernwärme Karlsruhe geben. Außerdem besteht die Möglichkeit sich untereinander auszutauschen.
Die Forderungen der Wärmewende im Detail:
Wir fordern…
…die schrittweise Erhöhung des Anteils CO2-freier* Wärme im Fernwärmenetz mit mindestens 40% bis 2029, 80% bis 2031, 95% bis 2033 und 100% bis 2035.
…kein Weiterbetrieb des RDK mit Gas
…keine Verlängerung der Fernwärme-Abnahmeverträge mit der MiRO unter den jetzigen Bedingungen über 2030 hinaus
…eine regelmäßige Information der Öffentlichkeit über Pläne und Fortschritte bei der
Umstellung auf CO2-freie Fernwärme
…die Diversifizierung der Wärmequellen
…Einspeisevorrang für Wärme aus CO2-freien Quellen
…aktives Vorantreiben des Themas Geothermie durch Bürger:inneninformation und -beteiligung
…die Veröffentlichung des Energieleitplans und Angebot von Übergangslösungen
Wir unterstützen den durch die Stadtwerke geplanten Ausbau des Fernwärmenetzes
*CO2-freie Wärme bedeutet hierbei die Wärmebereitstellung mit Verfahren, die kein CO2 oder andere Treibhausgase an die Umwelt abgeben. Hierzu zählen wir z.B. die Nutzung von Umweltwärme, unvermeidbarer Abwärme, Solar- oder Geothermie. Explizit ausschließen möchten wir Abwärme, die direkt mit der Verarbeitung von fossilen Brennstoffen zusammenhängt.
Hintergrund zur Bürgerinitiative: Die Wärmewende-Karlsruhe ist eine Arbeitsgruppe in der BUZO (Bürgeraktion Umweltschutz), und darüber Mitglied im Karlsruher Klimabündnis. Die Aktiven der Gruppe treffen sich alle drei Wochen, freitags 16:00, im BUZO, Kronenstr. 9. Interessenten können gerne per Email waermewende-karlsruhe@posteo.de Kontakt aufnehmen.