Nach gestriger Verabschiedung des Energieleitplans durch den Gemeinderat Karlsruhe sieht die Bürgerinitiative Wärmewende Karlsruhe noch viel Verbesserungspotenzial. So droht eine Versorgungslücke in der Fernwärme bei Wegfall wichtiger Abwärmequellen. Auch der Neubau von Gaskraftwerken ist keinesfalls eine akzeptable Lösung in Zeiten der Klimakrise – selbst wenn diese H2-ready sind. Großwärmepumpen, Geothermie und andere echte erneuerbare Wärmelösungen müssen jetzt geplant und zeitnah und im großen Stil umgesetzt werden.
Die Zeit drängt und das auf mehreren Ebenen. Sowohl die Forderung des Landesgesetzes, einen Energieleitplan für die Stadt Karlsruhe zu beschließen, als auch der Klimawandel selbst machen es erforderlich, dass die Energiewende in Karlsruhe Fahrt aufnimmt. Immer mehr rückt auch das Thema Wärmewende in den Fokus.
Kolja Bekker, Sprecher der Bürgerinitiative Wärmewende Karlsruhe kommentiert: „Der Energieleitplan der Stadt Karlsruhe ist leider noch sehr ausbaubedürftig. Unter Gemeinderäten ist die Annahme, dass die Mineralölraffinerie Oberrhein (MiRO) noch viele Jahre eine sichere Wärmequelle für das Fernwärmenetz ist, sehr verbreitet. Diese Annahme ist falsch. Die in der MiRO hergestellten Produkte sind hauptsächlich fossile Brennstoffe (Benzin, Diesel, Heizöl). Diese werden in einer klimaneutralen Zukunft keine Verwendung mehr finden. Schon ab Anfang der 2030er Jahre besteht die Gefahr, dass die damit verbundene Abwärme nicht mehr vollständig zur Verfügung steht.“
Die Bürgerinitiative warnt davor, sich auf den bisherigen Quellen auszuruhen. Wir fordern von den Stadtwerken konkrete Planungen wie man sich von der Abhängigkeit der fossilen Industrie löst. Die Fernwärmeversorgung der Zukunft muss CO2-frei, bezahlbar und sicher gestaltet sein. Der Bürgermeister und der Gemeinderat müssen dafür sorgen, dass die Stadtwerke die benötigten Mittel und den politischen Rückhalt für diese Transformation haben. Sie müssen sich aber auch dafür einsetzen, dass die Stadtwerke in Richtung einer echten klimaneutralen Zukunft plant.
Als Bürgerinnen und Bürger der Stadt Karlsruhe sind wir mit dem sehr großen Fernwärmenetz auf große und verlässliche Wärmequellen angewiesen. Der langwierige Prozess andere Wärmequellen für das Fernwärmenetz zu erschließen, welche die Versorgung auch „Post-MiRO“ sichert, muss schon heute angegangen werden.
Kolja Bekker merkt an: „Der gestrig beschlossene Energieleitplan thematisiert die drohende Versorgungslücke im Wärmenetz bei Ausfall der MiRO nicht einmal. Für die Versorgungssicherheit der Karlsruher Wärmekund:innen ist dies aber von überragender Bedeutung!“
Aktuell setzen die Stadtwerke darauf, künftig wegfallende Wärmemengen durch neue Gaskraftwerke zu ersetzen. Luisa Burgmer, eine Sprecherin der Wärmewende Karlsruhe, meint dazu: „Dies ist angesichts der steigenden Erdgaspreise mittelfristig riskant und führt zu steigenden Heizkosten für Fernwärmekund:innen. Die Idee, die Gaskraftwerke langfristig auf Wasserstoff umzustellen, birgt eine weitere große Unsicherheit. Die künftige Verfügbarkeit von Wasserstoff für das Heizen ist ungewiss.“„Steigende Preise und unsichere Versorgung lassen die Akzeptanz von Fernwärme auch in der Bevölkerung sinken. Dabei ist das Netz unheimlich wichtig um die Wärmewende in dicht besiedeltem Raum umzusetzen.“ ergänzt Kolja Bekker.